Zur Person: Günther Domenig – Architektur ist Widerstand

Der Mitbegründer der Grazer Architekturschule brach zeitlebens mit seinen nachgerade revolutionären Entwürfen Sehgewohnheiten auf. Sein letzter bedeutender Bau war die T-Mobile Zentrale (T-Center) in Wien St. Marx – eine gigantische, „liegende Skulptur“- ausgezeichnet mit dem österreichischen Bauherrenpreis. Der in Klagenfurt geborene Günther Domenig hat in Österreich – seiner eigenen Einschätzung nach – nie genügend Anerkennung gefunden. Vielleicht auch deshalb, weil er stets ein für Viele unbequemer Zeitgenosse war, ein kompromissloser „Feuergeist“, der sich kein Blatt vor den Mund nahm und auch nicht vor harter Kritik an Kulturpolitikern zurückscheute. Oft richtete sich diese Kritik auch an seine österreichischen Architektenkollegen. Doch 2004 bekam Domenig schließlich seine Anerkennung: den Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur.

„Ich möchte Gebäude machen, die meiner Wesensart entsprechen“, meinte der über all die Jahre Streitbare einmal. Seine Architektur steht für das organische, skulpturale, das künstlerische Moment in der Baukunst. Und emblematisch dafür ist Domenigs Opus Magnum: Das weltberühmte „Steinhaus“ am Ufer des Ossiacher Sees. 22 Jahre brauchte es, um 2008 diesen zu Stein gewordenen „poetischen Traum“ endlich als fertig bezeichnen zu können.

Domenigs Bauten sind in der österreichischen Architektur herausragende Einzelerscheinungen, die auch Rätsel aufgeben. Der Publizist Raffaele Raja schrieb in einem Werkbuch: „Von Domenig reden. Das heißt, ungewöhnliche Wege der Architektur entdecken und sie als Sprache besser verstehen lernen. Wenn Architektur Ausdruck eines Gedankens ist, so wie eine Erzählung, dann kann sie das in vielerlei Formen sein: als banaler Bericht, als Novelle, als Roman oder als Gedicht.“