Die Schönheit ist ein wildes Tier. Kunst und Ästhetik

Sie ist beglückend. Und gefährlich. Sie kann einen unvermutet anspringen und niederringen. Sie lässt sich nicht zähmen und in kein ideologisches Gehege sperren – jedenfalls nicht, wenn sie Wahrhaftigkeit für sich beansprucht: Die Schönheit, sie ist ein wildes Tier. Im Rahmen des Themenschwerpunkts Schönheit der ORF-Kultur nimmt Ines Mitterer diesen Gedanken auf.

(c) ORF/wrfilm

Sie klärt, warum ausgerechnet die Schönheit so lange aus den Schönen Künsten gebannt worden war. Sie recherchiert, wie uns die Schönheit vor der Wirklichkeit retten und warum sie uns Herzrasen und Atemnot verursachen kann.

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Und sie fragt nach, ob die Schönheit in der Kunst tatsächlich gerade eine so machtvolle Wiederkehr erlebt, wie das manche behaupten.
Die berühmten Uffizien in Florenz. Die Schönsten sind hier beheimatet – Meisterwerke von Michelangelo, Raffael und natürlich: Botticellis Venus.

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Eike Schmidt, Direktor der Uffizien, der nächstes Jahr in die Chefetage des Kunsthistorischen Museums Wien übersiedeln wird, hat immer wieder erlebt, dass Leute angesichts so viel Schönheit in Ohnmacht gefallen sind. Vom Stendhal-Syndrom spricht in diesem Zusammenhang die Wissenschaft. Fehlt nur noch der Sicherheitsaufkleber an den ikonografischen Werken: Vorsicht, zu viel Schönheit kann Ihrer Gesundheit schaden…

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Kunst, die so sehr strahlt, dass sie blendet, das Gehirn vernebelt, einem die Sinne raubt, war nach 1945, spätestens in den 1960er-Jahren tabu. Es galt, dem Kunst- und Schönheitsbegriff der Nazis mit ihrem mörderischen Rassenwahn und ihrem Hass auf die Moderne etwas entgegenzusetzen.

Dabei hatten die Wegbereiter der Moderne durchaus Schönes im Sinn – zumal in Wien. Josef Hoffmann, Koloman Moser und Mitstreiter wollten unter dem Dach ihrer Wiener Werkstätte in Schönheit baden – und Kunst und Alltag miteinander verschmelzen. Auch die Wiener Sezessionsbewegung sah in der Schönheit und in der Wirkkraft der Künste eine quasi-esoterische Heilkraft für die Gesellschaft.

Und heute? Die Schweizerin Pippilotti Rist will der Schönheit huldigen, Ólafur Elíasson fordert, die Schönheit zurückzuerobern. Und selbst die Mannen der durchaus provokanten Künstlertruppe Gelatin suchen ganz unironisch nach der Schönheit. Zu Wort kommen in dieser Dokumentation unter anderen auch noch Günter Brus, Konrad Paul Liessmann, die Kunsthistorikerin Bernadette Reinhold und der bereits erwähnte Eike Schmidt. Schauplätze sind Wien, Rom, Florenz und Berlin.

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Fotos: Walter Reichl