Die Bombe, die in einer Polizeischule der kolumbianischen Hauptstadt am 17. Jänner 21 Menschen tötete, kam unerwartet. Denn seit dem historischen Friedensvertrag mit der Guerillabewegung FARC im Jahr 2016 war Bogotá aufgeblüht: mit neuem Leben auf Straßen und Plätzen, in den historischen Gassen, in den hippen Cafés, Parks und Grünräumen der Metropole hoch oben in den Anden auf 2.640 Metern Seehöhe. Anders als das benachbarte Venezuela, aus dem aufgrund der prekären politischen und wirtschaftlichen Lage, eine Million Menschen ins Land geflüchtet sind, entwickelt sich Kolumbien mit seiner Hauptstadt Bogotá deutlich in Richtung besseres Leben.
Die neue Bombe, der Rebellengruppe ELN zugeschrieben (was deren Führung aber bestritt), war eine Erinnerung an eine düstere Vergangenheit: Ein halbes Jahrhundert lang hatte Bürgerkrieg geherrscht; Kämpfe um die Vorherrschaft im Drogenhandel und die Gewalt der Kartelle machten Kolumbien zusätzlich gefährlich. Inzwischen soll die Hauptstadt dagegen eine der sichereren des Kontinents sein, und inzwischen sogar ein attraktives Reiseziel.
In anderem erscheint Bogotá aber als typische lateinamerikanische Metropole: Rasantes Wachstum innerhalb weniger Jahrzehnte, auf derzeit acht Millionen Einwohner in den Stadtgrenzen und elf Millionen im Großraum kennzeichnet sie ebenso wie ein enormes Verkehrsproblem, vorübergehend gelindert durch die Einführung des Expressbusses Transmilenio auf eigenen Spuren. Die sozialen Probleme der Stadt sind räumlich klar geordnet: im Norden die wohlhabenden Vierteln, im Süden die ärmlichen. Die Konflikte in den Regionen Kolumbiens haben Hunderttausende Menschen in städtische Elendsviertel getrieben.
Emigranten und Emigrantinnen auch aus nicht-spanischsprachigen Ländern haben das kulturelle Leben in Bogotá mitgestaltet. Am bekanntesten wurde der litauischstämmige Bürgermeister Antanas Mockus, der in seinen Amtszeiten die gesellschaftliche Modernisierung mit unkonventionellen Methoden vorangetrieben hat. Unter ihnen sind aber auch der Architekt und Stadtplaner Karl Brunner so wie 526 weitere Österreicher/innen in der Zeit zwischen 1934 und 1942. Nach dem „Anschluss“ war Kolumbien eines von wenigen Ländern, die Flüchtlinge aus Österreich aufgenommen haben.