Ein Alphabet in „E“

Das Inhaltsverzeichnis:

MK: Vom A-Leben über das E-Leben zum Erleben

Mod.: E-Mails, E-Commerce, E-Roller – unsere bewegte Gesellschaft ist voller elektrischer und digitaler Es…..was dem nackten biologischen Leben auch manchmal ganz schön zusetzen kann. Kaspar Arens hat sich bei dem Informatiker Peter Reichl erkundigt, wann uns das E das Dasein erleichtert und wann nicht.

MK: E wie Euler

Mod.: sagt die Mathematik. Über Schönheit, Geheimnis und Nutzen der Eulerschen Zahl philosophiert Armin Stadler mit  dem Physiker, Wissenschaftsautor und Science-Slammer Florian Aigner – die Simpsons mischen sich auch ein.

MK: Tier mit E

Mod.: Dafür hat Horst Widmer zwei Eselinnen in Tirol besucht und sich mit antiken Fabeln beschäftigt….

MK: Das E ist der Ton des Saturn

Mod.: stellt Abraham Bartolus in seiner Musica Mathematica von 1614 fest. Ein Ton der Traurigkeit und Melancholie, aber auch fürs Zärtliche sei das E wie Rousseau befand. Christian Scheib hat bei den Alten nachgelesen, was die Tonlage und die Stimmung im technischen Sinn mit den Stimmungslagen im Emotionalen zu tun haben könnten.

MK: Literatur ohne E

Mod.: Wie das geht, einen ganzen Roman zu schreiben, ohne den häufigsten Buchstaben der eigenen Sprache zu verwenden, wollte der französische Schriftsteller Georges Perec in den 1960er Jahren herausfinden. Es ist ihm gelungen. Und seinen Übersetzern wundersamerewise auch: „La Disparition“ auf Deutsch „Anton Voyls Fortgang“ kommt ganz ohne das „E“ aus – Gudrun Hamböck berichtet aus der Werkstatt für Potentielle Literatur.

MK: Kleinmöbel und Musik

Mod.: Olivia Wimmer erklärt warum man im Arabischen E….s hört, aber nirgends sieht und Lukas Kuttnig hat ein sehr persönliches und trotzdem irgendwie für unsere Zeit exemplarisches Glossar erstellt, aus dem wir immer wieder einmal einen Begriff in die Sendung werfen. Zum Beispiel:

E wie…..Euphemismus: In einer Welt voller Tabus und intransparenter politischer Kommunikation, verstecken sich hinter schlauen Euphemismen oft nicht wirklich erfreuliche Tatsachen. So wird aus der Gebührenerhöhung die Beitragsanpassung, aus der Abschiebung die Rückführung, aus Wirtschaftseinbruch Wachstumspause und ungebildet wird zu bildungsfern. Das mag politisch klug kommuniziert sein und den ein oder anderen politischen Kopf retten – in der Bevölkerung aber ruft das oft Verwirrung und Enttäuschung hervor.

Mod.: Nicht enttäuscht sein, werden Sie hoffentlich von unserer Musikauswahl! In Diagonals Feinem Musiksalon sagt Roman Tschiedl mit Joseph Shabason “Welcome to Hell” – so hiess ein Skateboardvideo aus dem Jahr 1996, das den kanadischen Musiker fasziniert und jetzt zu einer Neuvertonung inspiriert hat. Sonst wimmelt es natürlich von Es, Brian Eno, Elements of Crime oder Edith Piaf seien stellvertretend erwähnt.

MUSIK E / Billie Eilish / Everything I Wanted (0,17 Vorlauf)                                                       4.05

Mod.: …. Und das ist Billie Eilish Everything I Wanted ….

MUSIK hoch

Mod.: Billie Eilish Everything I wanted in einem Diagonal zum “Renner” unter den Buchstaben: dem Vokal E.

E wie…..Elastizität: Unter Elastizität versteht man in der Physik die Eigenschaft eines Körpers, unter Krafteinwirkung seine Form zu verändern, bei Wegfall der einwirkenden Kraft aber wieder in seine Ursprungsform zurückzukehren. Längst sind es aber nicht nur noch Gegenstände, sondern auch Menschen, die elastisch, beziehungsweise flexibel sein müssen. Der Arbeitsmarkt zeigt, dass die zwischen den späten 90er-Jahren und frühen 2010er-Jahren Geborenen der Generation Z häufiger den Arbeitsplatz wechseln. Der Grund: Geänderte Wertvorstellungen wie Nachhaltigkeit, Flexibilität, Vielfalt und Work-Life-Balance.

Mod.: Ein Eintrag in Lukas Kuttnigs E – Glossar, der uns gleich zum ersten Beitrag bringt.

Seit dem Versand des ersten E-Mails im Jahre 1971, wurde das den Wörtern vorangestellte E für Elektrizität immer mehr zum vielversprechenden Symbol für der Zukunft. Die E-Mobilität würde das Problem der klimaschädlichen Verbrennungsmotoren überwinden, durch das E-Learning würde das Bildungssystem gestärkt werden oder die E-Zigarette garantiere Rauchgenuss ohne Krebs. Kundige Informatiker wie Peter Reichl gehen diesen Versprechungen natürlich nicht so ohne weiteres auf den Leim. Der Universitätsprofessor fordert im Gespräch mit Kaspar Arens mehr Verantwortung im Umgang mit modernen Technologien und elektronischen Wundermitteln. Mit seiner Forschungsgruppe „Kooperative Systeme“ setzt er sich seit 2013 mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf Mensch und Gesellschaft auseinander und kommt zum Schluss: Es ist höchste Zeit das E auch wieder ein Stück weit zu ent-zaubern.

BT: Vom A-Leben über das E-Leben zum Erleben / Arens                                                                           7.29

MUSIK E Brian Eno Cells  Bells                                                                                                                bei         2.37 langsam raus

Mod.drüber: Brian Eno, ein Spezialist der E-Musik, wenn man elektronische Musik damit meint. Cells Bells – Zellen und Glocken im Deutschen nicht ganz so E-lastig wie im Englischen ….

MUSIK hoch

Mod.: Brian Eno mit Karl Hyde, Cells Bells. Diagonal heute zum vielseitigen Buchstaben E. Zum Beispiel in:

E wie…..Ehre: Mit Ehre verbindet man positiv-konnotierte Begriffe wir Anerkennung, Ehrfurcht und Ansehen – aber auch Image. Wird die Ehre des jeweiligen Menschen verletzt oder in Frage gestellt, zeigt sich dieser nicht selten gekrängt. Kränkung gilt in der einschlägigen psychologischen Fachliteratur als der Grund für innermenschliche Probleme – ob bei Paaren, unter Freunden, in Familien oder am Arbeitsplatz. Vielleicht ein Anstoß für mehr zwischenmenschlichen Respekt? Oder: Das eigene narzisstische Ich mal hintenanzustellen.

Mod.: Für das Ich brauchen wir kein E, aber sonst geht ohne E wenig. Nicht einmal in der Mathematik, wo es doch in erster Linie um Zahlen geht. Klemmt zum Beispiel das E auf der Computertastatur, müssten auch die für ein Weilchen pausieren, die die Welt mit Zahlen beschreiben, die Mathematiker und Naturwissenschaftlerinnen. Ohne e kein E=mc² in der Relativitätstheorie, keine Elementarladung des Elektrons in der Teilchenphysik, keine Exzentrizität der Marsumlaufbahn in der Astronomie, keine Ereignisse wie Kopf oder Zahl in der Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Das Schlimmste für die Wissenschaft wäre aber wohl der zeitweilige Verzicht auf die Eulersche Zahl. Dieses e, das viele für das schönste in der Wissenschaft halten, taucht immer dann in Gleichungen auf, wenn sie immer schneller ablaufende Prozesse (in der Natur) beschreiben sollen. Die Rede ist vom exponentiellen Wachstum.

Benannt ist die Zahl nach ihrem Schweizer Entdecker Leonhard Euler, dem kreativsten und fruchtbarsten Mathematiker des 18. Jahrhunderts, der vor 240 Jahren in St. Petersburg gestorben ist. Vor seinem Tod soll Euler – der Legende nach – den französischen Philosophen und Atheisten Denis Diderot vom Hof der Zarin Katharina der Großen vertrieben haben – mit einem mathematischen Gottesbeweis. Die Eulersche Zahl, das wichtigste e in der Mathematik, kommt in diesem Beweis nicht vor, dafür aber immer wieder in einer höchst erfolgreichen amerikanischen TV-Serie. Fürchten muss man sich also nicht vor dieser Zahl, meinen Ö1-Wissenschaftsredakteur Armin Stadler und der Physiker, Wissenschaftsautor und Science-Slammer Florian Aigner. Wir haben die beiden zu einem „e-Gespräch“ ins Studio gebeten, über e wie … Eulersche Zahl.

BT: E in der Mathe e wie … Eulersche Zahl / Armin Stadler – Florian Aigner                       11.52

 

Mod.: und so weiter und so weiter und so weiter….. fast meditativ da zuzuhören, wie beim Regen, den Elements of Crime jetzt besingen.

MUSIK E / Es regnet / Elements of Crime                                                                                           3.15

Mod.: Das waren Elements of Crime mit „Es regnet“ von unserer Musikliste und wir starten gleich einen weiteren Eintrag aus Lukas Kuttnigs E-Glossar:

E wie…..Erfolglosigkeit: „Hilfe, meine Karriere bleibt aus! … 10 Tipps gegen Erfolglosigkeit! … Diese Angewohnheiten sollten Sie ablegen, um erfolgreich zu werden!“ Das Internet ist voll mit Tipps, wie man seine Karriere so richtig in Schwung bekommen kann. Dort heißt es zum Beispiel: Glauben Sie mehr an sich selbst! Verlieren Sie Ihre Ziele nicht aus den Augen und: Nehmen Sie nicht den einfachsten Weg! Manch einem mögen diese Tipps helfen. Aber was, wenn man gar nicht erfolgreich sein möchte? Zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Denn was erfolgreich sein bedeutet, entscheidet glücklicherweise jeder Mensch für sich selbst.

Mod.: Glücklicherweise! Damit es hier nicht allzu ernst wird, ein kleines Spiel, bei dem es am Ende einen herrlichen Beitrag von Horst Widmer zu gewinnen gibt …..

BT: Stadt Land für Esel                                                                                                                                 1.15

BT: Tier mit E / Widmer                                                                                                                             12.46

Mod.: Horst Widmer war zu Besuch bei den Eseldamen Lisa und Pia und weil das Leben ja hie und da doch auch ein Wunschkonzert ist, spielen wir ihm und uns jetzt „Das kleine Esel-Lied“ …

MUSIK E / „Das kleine Esel-Lied“ von Vico Torriani

Mod.: Ach …. Vico Torriani und sein kleiner Esel waren das.Diagonal zum Buchstaben „E“ heute. Und gleich zwei Einträgen aus unserem E-Glossar, die zum Wochenende passen:

E wie…..Essen: Bis zu 521.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln landen laut WWF jährlich im Müll österreichischer Haushalte. Das ist nicht nur eine unnötige Verschwendung, die unteranderem auf die Geldbörse drückt, sondern hat auch Auswirkungen auf Natur und Klima. Die weltweite Lebensmittelverschwendung ist für rund 10% des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Bisher haben sich jedoch erst 36 Staaten in ihren nationalen Klimazielen dazu bereiterklärt, das Problem mit der Lebensmittelverschwendung anzugehen.

E wie…..Ecstasy: Es, Pillen oder Teile werden die mit dem Wirkstoff MDMA versetzten Ecstasy-Tabletten umgangssprachlich gerne genannt. Aus Techno- und House-Clubs sind die kleinen bunten Pillen seit den späten 80er-Jahren fast nicht mehr weg zu denken. MDMA lässt die eigenen Emotionen intensiver erscheinen, verursacht Euphorie und gesteigertes Selbstvertrauen. Laut dem europäischen Drogenbericht 2023 haben 1,5 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher im Alter zwischen 15 und 34 Jahren bereits mindestens einmal MDMA konsumiert.

Mod.: In der Zeit, in die wir jetzt mit Christian Scheib reisen, hatte man davon noch keine Ahnung. Selbstverständlich kommt die europäische Musik, deren Töne ja dem Alphabet entlang benannt sind, – a, b, c, d, e, f, g heißt es noch heute auf jedem Klavier –auch nicht ohne das „E“ aus. In der Musik sind ja ganze Tonarten nach ihrem jeweiligen Grundton benannt, also in unserem Fall E-Dur und e-Moll. Nun gab es Zeiten, vor wenigen Jahrhunderten, da war jede dieser Tonarten ein klein wenig anders gestimmt als ihre „Nachbarn“. Die Intervalle innerhalb der Tonleitern D-Dur, E-Dur und F-Dur unterschieden sich leicht voneinander. Das heißt, unterschiedliche „Stimmungen“ im technischen Sinn des Worten ergaben auch unterschiedliche Stimmungslagen im emotionalen Sinn des Wortes. Christian Scheib ist dem nachgegangen und hat sich tief hineingegraben in jene Jahrzehnte, in denen darüber noch heftig „considerirt“ und „contradicirt“ wurde.

Das E ist der Ton des Saturn / E-DUR und E-MOLL in der europäischen E-MUSIK Geschichte / Scheib

MUSIK: Jean-Philippe Rameau: Die Werke für Cembalo, Suite in E. Allemande. Paris 1722.

Mod.: Christian Scheib hat sich auf der Suche nach Stimmungen und Stimmungslagen rund um den Ton „e“ durch Literatur aus dem 17. und 18. Jahrhundert gelesen, dabei begleitet haben ihn der Komponist und Musiktheoretiker Jean Philippe Rameau mit seiner „Suite in E“, am Cembalo interpretiert von der französischen Musikerin Anne Jacqueline Dubar. Zuletzt zu hören war die „Allemande“ aus den „Pieces de Clavecin“ von Rameau.

E wie…..Erzählen: Das Narrativ ist ein allgegenwärtiges Phänomen des 21. Jahrhunderts. Auf der Rückseite der Bio-Kaffeepackung wird einem klar gemacht, welche Person in welchem Land den Kaffee per Hand verarbeitet hat, die Kartoffeln erzählen vom niederösterreichischen Acker und die faire Mode von der Liebe zur Nachhaltigkeit. Brauchen all diese Dinge denn wirklich eine eigene Lebensgeschichte, um in unseren Einkaufswägen zu landen? Es scheint so. Aber auch auf den Menschen wird im narrativen Erzähl-Dschungel nicht vergessen. Auch wir sollen uns stetig selbstvermarkten und mit Hilfe von Storytelling gute Geschichten über uns erzählen.

Mod.: Am Anfang des europäischen Geschichtenerzählens war einer, den so mancher auch für die Erfindung eines zentralen Werkzeugs unserer Kommunikation im allgemeinen verantwortlich macht. Homer soll, so sagt ein Teil der Wissenschaftler, nicht nur Ilias und Odyssee erdichtet haben, sondern gleich auch die Schrift dazu: das Vokalalphabet. Auch wenn das der andere Teil der WissenschaftlerInnen nicht für möglich hält – zu viel Genie für einen einzigen Mann, so ist doch gewiss, dass Homers verschriftlichte Gesänge das neue Werkzeug Vokalalphabet hinaus getragen haben in die Welt……

Zitat Ilias: Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus …..                                                                                   0.33

Mod.: Die Ilias war die erste Dichtung, die im Vokalalphabet festgehalten wurde, so um die Mitte des 8. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung, man weiss nicht wo genau – irgendwo im antiken Griechenland. Warum das so eine Sensation war, dieses Vokalalphabet mit seinem geschriebenen a-e-i-o-u, mit diesen Lauten, die man in Buchstaben niederschreiben konnte, erklärt der deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit in seinem neuen Buch: „a – e – i – o – u. Die Erfindung des Vokalalphabets auf See, die Entstehung des Unbewussten und der Blues“. Wer nur Konsonanten zu notieren weiss, der kann fremde Sprachen nicht in seiner Sprache zu Papier bringen

Zitat Theweleit KNSNNTN Hebräische Zeichenformen z. B. können anderes Sprechen, sei es griechisch, assyrisch oder ägyptisch, nicht aufzeichnen; weil sie dafür deren Vokale notieren müssten; und ebendas ist ihnen nicht möglich, weil sie die Zeichen dafür nicht haben. Alles klar? Noch mal, auf Hochdeutsch. Hätten wir, um das hochdeutsche Sprechen aufzuzeichnen, nur ein Konsonantensystem, dann wäre »KRN« z. B. aussprechbar als Korn, Kern, Koran, Karen oder Kran oder Krone (oder noch anders); »BND« wäre lesbar als Band, Bund, Bond, Bande (oder, gelesen als Abkürzung, gleich BundesNachrichten-Dienst). Die Vokale machen den Unterschied, und zwar nur die Vokale. Mit der Erfindung der Festlegung aller vokalistischen Töne, die menschlichen Mündern entströmen, auf die fünf Zeichen a-e-i-o-u, wird im Prinzip all dieses Tönende aufschreibbar. Und es wird für alle menschlichen Zungen auf der Welt, die in der Lage sind, a-e-i-o-u zu intonieren und a-e-i-o-u mit den Augen auf einem Schreibun-tergrund zu erkennen, phonetisch wiederholbar. Auch jede andere, fremde Sprache, die an die Ohren von Alphabetisierten dringt, ist mittels der Vokalzeichen dieses Alphabets schriftlich fixierbar.                                                                                                                                                                                   1.40

Mod.: Das Vokalalphabet ist also die Grundlage der globalen Kommunikation – bis zur Computertastatur unserer E-Briefe. Theweleit hat auch eine Theorie dazu, warum es gerade in Griechenland passiert ist, dass die Vokale als eigenständige Charaktäre ins Alphabet gefunden haben. Das Leben auf dem Meer und die Seefahrt hätten das begünstigt. Da die Griechen zu Homers Zeiten auf alle Küsten des östlichen Mittelmeers und die zahllosen Inseln verstreut waren, brauchten sie eine Erzählung, die sie als heroisches Volk zusammenhalten konnte, das waren Ilias und Odysee und sie mussten sich im Brausen des Meeres und des Windes verständlich machen und dafür brauchte es Vokale… Klaus Theweleit:

Zitat Theweleit luv und lee Auch der Umstand, dass die Griechen aus dem Knacklaut am Anfang des semitischen »aleph« (phonetisch: chaleph) ein klares »a« machen, alpha also – was zwar immer »erwähnt« wird wie eine Selbstverständlichkeit, aber selten erklärt -, dürfte mit Seeluft zu tun haben. Wieso hören sie auf mit dem Kehlknacken? Sehr wahr-scheinlich, weil auf See kein Knacklaut sich durchsetzt, vielmehr in Ruderknarren und anderen Geräuschen auf und untergeht. Auf See macht sich hörbar und setzt sich der langgezogen gebrüllte Vokal durch. »Luuuuv« und »Leeeee«, um es noch mal zu sagen (in allen Seemannssprachen bis heute gleichlautend oder ähnlich) Während in der Stille der Wüste, wo Vokale überm Sand versickern, vielmehr das klare Knacken von Kehllauten deutliche Hör- und Unterscheidbarkeit garantiert. Alle Knacklaute sind aus dem Griechischen verschwunden. So wie es auch im europäischen Seefahrtsnorden bis heute nirgendwo knackt in den Einwohnerhälsen, während es in meiner Wohnumgebung, im badisch-alemannischen Wein(binnen)land, aus den Kehlen knackt und gurgelt, dass es die Trommelfelle jammert. Das Gutturale ist eine Kennmarke von Inlandbewohnern und hält sich dort, wo sie nicht seegemildert werden.                                                                                             1.25

Mod.: Hier ist alles „seegemildert“, wir besteigen eine Embarcacao, ein Schiff, mit Cesaria Evora

MUSIK E / Cesaria Evora / Embarcação                                                                Vorl. 0.17                            3.20 (man käme bei 3.00 raus)

Mod.: Cesaria Evora, grandiose Sängerin von den Kapverden aus dem seegepeitschen Reich der Vokale in der kreolischen Sprache trifft jetzt im nächsten Beitrag von Olivia Wimmer auf die Knacklaute der Wüste….das Arabische kennt kein geschriebenes „E“ – zu hören ist es aber trotzdem …..

BT: Das E und das Arabische / Wimmer                                                                                                              6.25

Mod.: Das E in Mohammed. Nachgedacht hat darüber Olivia Wimmer. Lukas Kuttnig hat für diese Sendung zum Buchstaben oder „Thema“ E ein zeitgemäßes Glossar erstellt, das sich durch die Sendung zieht. Hier noch 2 Es, bevor wir in eine E freie Zone wechseln…..

E wie…..Ende der Geschichte: 1989 verkündete der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama das Ende der Geschichte. Damals brach die Sowjetunion zusammen und die freie Marktwirtschaft siegte über Planwirtschaft und Kommunismus. Dass das schlussendlich aber nicht ganz der Fall war, gesteht Fukuyama mittlerweile auch selbst ein. Das Wiedererstarken autoritärer Staatengebilde mit autoritären Führungspersönlichkeiten wie Putin, Orban, Erdogan oder Xi Jinping widerlegte Fukuyamas Theorie. Besonders China, das eine Modernisierung ohne Demokratie bewerkstelligt, stellt Fukuyamas „Ende der Geschichte“ vor neue Herausforderungen.

E wie…..Eskalationsdominanz: Als politisch entspannt kann man die 2020er-Jahre bisher wohl nicht bezeichnen. Gefühlt monatlich öffnet sich ein neuer Konfliktherd. Ukraine und Russland, Armenien und Aserbaidschan, Palästina und Israel. Überall hier wird vor Eskalation gewarnt. Unter Eskalationsdominanz versteht man auf militärischer Ebene die Fähigkeit, Zeit und Grad der militärischen Verschärfung eines Konfliktes zu bestimmen. Eine Fähigkeit, die im Ukraine-Krieg sowohl Russland als auch der Westen, zu besitzen behaupten. Willkommen im Kalten Krieg 2.0.

Mod.: Eskalationsdominanz. Ums Erleben und darüber reflektieren in einem Chancon geht es Edith Piaf, die langsam auf Frankreich einstimmt.

MUSIK E / Padam…padam / Edith Piaf

Mod.: Im Deutschen, Englischen und Französischen ist „E“ der häufigste Vokal. Ihn wegzulassen grenzt an SprachAkrobatik. Kollege Roman Aichinger rechnet hier zum Beispiel beim Lesen die „E“s aus dem „Erlkönig“ heraus. Das klingt so:

OT Erlkönig ohne R

Mod.: Spielerei und Experimentierlust bewegte den französischen Schriftsteller Georges Perec und seine Schreibkollegen von der Werkstatt für potentielle Literatur in den 1960er Jahren. Aussteigen aus den Konventionen eines altgewordenen, korrumpierten Sprachverhaltens. Perec schrieb einen Roman ohne ein einziges Mal den Buchstaben „E“ zu verwenden. In einem Fernsehinterview sagte er 1969

OT George Perec für Mod (25 statt 26) Wenn man schreibt, achtet man in erster Linie auf den Satz, wie er klingt, auf das Wort, aber man kümmert sich nie um Buchstaben. Wenn man sich jetzt also dazu entschließt, ein Element aus dem Alphabet verschwinden zu lassen, wenn man also statt 26 Buchstaben nur mehr 25 zur Verfügung hat, dann kommt es zur Katastrophe, umso mehr, wenn der Buchstabe, den man wählt, ein wichtiger ist.

Mod.: Gudrun Hamböck hat für uns nachgelesen.

BT: Literatur ohne E / Hamböck                                                                                             15.38

MUSIK: PHILIPPE DROGOZ Symphonie Verte – für Bläser

Mod.: Gudrun Hamböck hat nach-gelesen, Wolfram Berger hat die e-losen Texte vor-gelesen. Georges Perec hat gern und viel für das Radio geschrieben und dabei mit dem Komponisten Philippe Drogoz zusammengearbeitet. Zum Abschluß dieser E-lastigen Sendung jetzt also eine kleine Composition von Drogoz: Symphonie Verte

MUSIK hoch                                                                                                                                    ca 2 min.

Mod.: Wir haben uns heute mit dem „E“ gespielt – das war ein Diagonal zum Renner unter den Buchstaben. Weiterführende Hinweise zu dieser Sendung finden Sie im Netz unter: oe1.orf.at/diagonal. Das Gespräch über die Schönheit der Eullerschen Zahl kann man im „Diagonal gefragt“ Podcast nachhören und Roman Tschiedl präsentiert Ihnen jetzt gleich anschließend in Diagonals Feinem Musiksalon das neue Album des kanadischen Musikers Joseph Shabason “Welcome to Hell” …

Signation:

Mod.: Studiotechnik: Franz Ahammer, Manuel Radinger und Fridolin Stolz. Gesprochen haben: Roman Aichinger, Wolfram Berger, Michael Köppel, Karl Menrad und Ursula Scheidle. Mit Beiträgen von: Kaspar Arens, Gudrun Hamböck, Lukas Kuttnig, Christian Scheib, Armin Stadler, Horst Widmer und Olivia Wimmer. Regie und Konzeption: Anna Soucek. Moderation: Ines Mitterer.