Gehen, wandern, flanieren – Diagonal zum Thema Herumstreifen

In Diagonal sind wir über die Jahrzehnte viel herumgestreift in der Stadt mit Müßiggängern und Flaneurinnen, durch die Berge mit Naturkundigen und Bewegungshungrigen. Für diese Sendung holen wir einige Ausflüge aus ihrer Bewegungslosigkeit im Archiv, spazieren philosophierend durchs Gelände und begleiten zeitgenössische und historische Gehbegeisterte durch Stadt und Land. Kommen Sie mit?

Gehen, wandern, flanieren – Diagonal zum Thema Herumstreifen

9. Juli 2022 Moderation: Ines Mitterer​​Regie: Anna Soucek

Sommerfahrplan Anfangsjingle

OT / Gehen 1980 Konjugation gehen – was geht hier vor

Sign.

Titel auf Ende Sign:

MK: Gehen, wandern, philosophieren. Diagonal zum Thema Herumstreifen. Eine zweistündige „Fußreise“ mit Ines Mitterer

Mod.: Dann gehen wir einmal los! möglichst ziellos, als Flâneuse oder Müßiggänger, lassen dabei Gedanken aufkommen, spinnen sie weiter, verwerfen wir sie….

ZITAT Trojanow Innehalten  Gehen ist eine Bewegung des potenziellen Innehaltens, stets und überall können wir stehenbleiben. Die Zeit läuft auf Zehenspitzen, unablässig. Im Gehen laufen wir den Gelegenheiten nicht davon. Geschwindigkeit ist ein Reißwolf, der unsere Träume zerfetzt. Der Geher sieht die Zeit mit anderen Augen. Bewegung verliert ihre Flüchtigkeit, gehend graben wir uns tiefer und intensiver in die Welt hinein, verweilen, anstatt auf der Oberfläche dahinzugleiten, bleiben verwundbar, auf uns allein gestellt. Der Augenblick ist das Ziel.

Mod.: schreibt Ilija Trojanow in seinem so schönen – weil von der „anderen Bibliothek“ herausgegebenen – wie zum Gehen anregenden Buch: „Durch Welt und Wiese oder Reisen zu Fuß“. Welches Potential das Gehen hat, davon schwärmen Schriftsteller und Künstlerinnen seit je. Und wie so vieles hier in Europa hatten die alten Griechen das schon erkannt. Aristoteles pflegte das Denken beim Gehen in seiner Peripatetischen Schule, die ihren Namen von der „Wandelhalle, Peripatos“ hat. Da gab es immer wieder die Gelegenheit, „am Weg“ neue Ideen aufklauben zu können, oder alte Gedanken mit Sauerstoff anzureichern.  Das Gehen von A nach B war damit weniger gemeint, mit den Schritten sollte auch das Denken frei sein. Wer das allerdings als Lifestyle praktiziert – und auch das hat Tradition – muss mit dem Verlust seines guten Rufes in der guten Gesellschaft rechnen.

ZITAT Trojanow Mäanderthaler 

Auf Englisch existiert der modische Ausdruck „Mäanderthaler“, von hektischen Zeitgenossen gemünzt auf jene, die herumlungern und trödeln. Ein verächtlicher Ausdruck für Verweigerer, für Deserteure. Ein in sich stimmiges Wort, denn spätestens seit dem 19. Jahrhundert ist der Fortschritt als gerade Linie begriffen worden.

Mod.: Wir lassen heute den Fortschritt einmal ohne uns fortschreiten und mäandern durch die Gegend. Eine Praxis, die in dieser Redaktion von Anfang an hochangesehen war, weshalb wir neben neuen Spaziergängen auch auf historische aus dem Archiv zurückgreifen und damit Abenteuer und Stimmen zurückholen, ohne die diese Sendung nicht wäre, was sie ist. Peter Rosei etwa in einem Diagonal im Jahr 1980:

Zitat Rosei

Mod.: Gute Schuhe angezogen, Hut auf, es könnte heiss werden, Trinkflasche gefüllt und los geht’s, das Inhaltsverzeichnis:

MK: Eine Frau geht durch die Stadt

Mod.: Das Flanieren war bis vor kurzem Männern vorbehalten, Schrifsteller schrieben über andere Schriftsteller und würdigten ihr Herumstreunen. Frauen allein unterwegs – ein Akt der Emanzipation: Irmgrad Keun schreibt über ihr Ankommen 1932 in Berlin:

ZITAT Keun                                     

„Auf dem Kurfürstendamm sind viele Frauen. Die gehen nur. Sie haben gleiche Gesichter und viel Maulwurfpelze – also nicht ganz erste Klasse – aber doch schick – so mit hochmütigen Beinen und viel Hauch um sich. Es gibt eine Untergrundbahn, die ist wie ein beleuchteter Sarg auf Schienen – unter der Erde und muffig, und man wird gequetscht. Damit fahre ich. Es ist sehr interessant und geht schnell. […] Und ich kam an auf dem Bahnhof Friedrichstraße, wo sich ungeheures Leben tummelte. […] Ich trieb in einem Strom auf der Friedrichstraße, die voll Leben war und bunt und was Karriertes hat.“

Über Flaneusen und ihre Art des Gehens und künstlerisch Tätigseins erzählt Nicole Dietrich.

MK: Fußreise von Wien nach dem Schneeberge

Mod.: Das war ein Bestseller aus dem Jahr 1801, geschrieben von dem Wiener Beamten Franz Xaver Embel. Einer der ersten Wanderführer. Auf seinen Spuren sind dann in Biedermeier und Romantik unzählige frischlufthungrige Wiener Richtung Süden aufgebrochen.

Ausschnitt Expedition:

Mod.:  Für eine der ersten Diagonalsendungen im Juni 1980, damals noch nur an Feiertagen ausgestrahlt, ist Wolfgang Kos mit 2 Architekten, einem Schauspieler und einem Naturkundler eine Etappe der Strecke nachgegangen. Sie haben dabei über das Heute und Einst, gehen und fahren, Natur und Kultur philosophiert, was man halt so tut, beim Gehen…..

MK: Herumspuken auf den Strassen von Bukarest

Mod.: Radu treibt es hinaus in die Stadt, London, Rom, Paris, Bukarest, wie jetzt gerade. Die meiste Zeit über ist er obdachlos. Horst Widmer war mit ihm unterwegs.

MK: Quer durch Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne

Mod.: nämlich Asmara, Hauptstadt von Eritrea, machte Michael Schrott 2008 einen Architekturspaziergang und berichtet uns davon.

MK: Ausrüstung: Warme Kleidung, Regenschutz, Taschenlampe, 1 Sack Zuckerl

Mod.: und zwar zum Verteilen an die Kinder entlang der Wanderstrecke. Diese Angabe bekommt noch heute, wer sich in Kärnten im Frühjahr zum Vierbergelauf aufmacht. Seit 1500 gibt es diese Wallfahrt, die weder Fahrt noch Lauf ist, sondern eine Wanderung bei Tag und Nacht, 50 Kilometer 4 Berge und viele geschriebene und ungeschriebene Bräuche und Gesetze. Der österreichische Schriftsteller Bodo Hell war regelmäßig dabei, unter anderem für Diagonal 1980.

MK: Kleinmöbel und Musik

Mod.: Andante, italienisch für gehend steht über so manchem Musikstück, in das wir heute hineinhören werden.  Teresa Schwind erzählt uns, wie  Schritte im Film hörbar gemacht werden und Rosa Lyon trifft in New York einen Schrifststeller, der mit dem letzten Wanderschäfer Österreichs durch die Alpen gezogen ist. Musik zum Gehen, Musik im Gehen und Musik über das Gehen durchzieht die Sendung. Vorerst machen wir aber nur die kleine Runde, nämlich die mit dem Hund….

MUSIK: Rolling Stones / Walking the dog

Mod.: Walking the Dog, die Rolling Stones fühlen sich gegängelt. Diagonal heute zum Thema Herumstreifen, gehen, wandern, philosophieren.

Das hat uns ja gerettet während der Pandemie: die Hunderunde mit oder ohne Hund, um Wiese und Block oder quer durch Stadt und Land. Anders als in anderen Ländern der Welt, war das Spazierengehen in Österreich während der Lockdowns nicht verboten, was sicher der einen oder dem anderen das Leben gerettet und den Aufenthalt in einer psychiatrischen Kliniken erspart hat. Für die Psychohygiene ist Gehen ein formidables Werkzeug. Rebecca Solnit, US-amerikanische Kulturhistorikerin

Zitat Rebecca Solnit – Räume verbinden

… In unserer Zeit leben viele Menschen in verschiedenen Räumlichkeiten – Heim, Auto, Fitnessstudio, Büro, Einkaufsläden -, alle säuberlich voneinander getrennt. Zu Fuß hingegen entfällt diese Trennung, man bleibt mit allem verbunden, denn während man von einer Räumlichkeit zur anderen unterwegs ist, bewohnt man den Raum dazwischen genauso wie die Räumlichkeiten selbst. Man lebt gewissermaßen in der Welt als Ganzes, und nicht nur in den Räumlichkeiten, die gebaut wurden, um sich vor ihr zu schützen.

Mod.: Raus aus der eigenen Zelle, aus der Welt, die wir gemacht haben, hinein in die Welt, die uns gemacht hat, wie Ilija Trojanow schreibt. Er versammelt in dem Band Durch Welt und Wiese oder Reisen zu Fuß, Erzählungen und Essays von den üblichen Geh-Verdächtigen Henry David Thoreau, Esther Kinsky oder Virginia Woolf bis zu Christoph Ransmayer, Elisabeth von Arnim oder eben Rebecca Solnit. Lauter passionierte Geher und Denker – Geherinnen und Denkerinnen.

Zitat Rebecca Solnit – Denkrhythmus

Der Rhythmus des Gehens ruft eine Art Rhythmus des Denkens hervor, daher ist die Geschichte des Gehens auch die veranschaulichte Geschichte des Denkens – denn die Regungen des Geistes kann man nicht nachverfolgen, die der Füße sehr wohl.

Mod.: Flaneure kennen wir viele – wir denken an Balzac, Baudelaire und Flaubert, an Franz Hessel und Walter Benjamin, an Paris und die Haussmannschen Boulevards, an Schaufenster und Glas-überdachte Passagen, kurz an hinreißende Texte über das urbane Treiben im Sog der erwachenden Moderne. Es waren Männer – Künstler, die im öffentlichen Stadtraum „ziellos umherstreiften“ und beobachteten, die vom Sehen und gesehen-Werden zehrten, das Blicktheater der Menschen in der Menge schreibend verfolgten. … Doch wo blieben die Frauen, die in der Stadt flanierten, die Raum gehend und schreibend erobern? Bis vor rund 100 Jahren war die gehende Frau ein Tabu. An der Frau auf der Straße, besonders in der Stadt, klebte das Stigma der Prostituierten oder des Marktweibes. Ist der weibliche Blick in Bewegung ein anderer? Und wieviel Selbstermächtigung verspricht das Voranschreiten – damals wie heute? Nicole Dietrich hat ein paar Beispiele aus der Literatur zusammengetragen und die gehfreudige / fußläufig erfahrene Künstlerin Brigitte Mahlknecht bei einem Abendspaziergang durch Wien begleitet …

DIGAS: BT: Flaneusen / Dietrich​​​​​​​​9.05

Mod.: Nicole Dietrich ist mit der Künstlerin Brigitte Mahlknecht um die Häuser gezogen.Und jetzt schaut sich Zaz, die vorüberziehenden Passanten in Paris an und verbringt ihre Zeit damit, ihnen beim Denken zuzuschauen…..Les Passants

MUSIK: Zaz – les passants​​​​​​​​​3.31 von Anfang an (ausspielen zum späteren puffern)

Mod.: Die französische Nouvelle-Chanson-Sängerin Zaz, bürgerlich Isabelle Geffroy; geboren 1980. In diesem fernen Jahr gab es schon einmal ein Diagonal zum Thema: Gehen, am Donnerstag, den 5. Juni 1980. Bis 1984 gab es diese Sendung ja nur sporadisch, an Feiertagen. Moderiert wurde sie, so steht es in den auf Schreibmaschine und handschriftlich übermalten Unterlagen, die wir früher im Büro hatten und jetzt als Scans auf den Bildschirm bekommen, moderiert wurde diese Sendung von Dr. P.! Sie hören ihn jetzt gleich, wie er den kommenden Beitrag aus seiner Gehen Sendung damals anmoderiert ….. es ist eine Expedition von Wien zum Schneeberg, aufgenommen von Wolfgang Kos, eingeleitet von Dr.P., alias Volkmar Parschalk:

DIGAS: BT Expedition Schneeberg 1980​​endet mit Musik​​​13.58

Mod.: Schuberts „Das Wandern“, gesungen von Peter Schreier begleitete den Expeditionstrupp zum Schneeberg, bestehend aus Wolfgang Kos, Adolf Krischanitz, Otto Kapfinger, Franz Lachinger und Georg Nenning, der die Texte aus dem Wanderführer Fußreise von Wien nach dem Schneeberge von Franz Xaver Embel gelesen hat. Gehen und dabei Musik spielen, geht auch. Sogar recht schwungvoll wie das Džambo Aguševi Orchesteraus Nordmazedonien zeigt. Arriba Macedonia.

MUSIK: Džambo Aguševi Orchester (Konzert: Sa 16  07  2022 im Schloss zu Spitz)

Mod.: Rasanten Rhythmen, schnelle Trompetenläufe und pumpende Tuba-Grooves, klassischer Balkan Brass vom Džambo Aguševi Orchester. Die Truppe aus Nordmazedonien ist demnächst beim Festival Glatt und Verkehrt zu erleben und zwar am kommenden Samstag im Schloss zu Spitz. Diagonal heute zum Thema: gehen, wandern, philosophieren mit Beiträgen aus dem reichen Diagonal Archiv und ganz Aktuellem, wie dem Spaziergang durch Bukarest, den Horst Widmer mit Radu unternommen hat.

Als Einstimmung ein Gedanke von Ilija Trojanow:

ZITAT Trojanow  Vagbundenszene

Geher teilen Erfahrungen der Ausgrenzung. In der Zivilisation ist Gehen einfach, aber nicht selbstverständlich. (…) Die Moderne definierte den Geher, einst Philosoph und Revolutionär, als Vagabunden und Visionär. 1927 strichen 70.000 Menschen durch die deutschen Lande, sechs Jahre später war es knapp eine halbe Million. Das Unbehauste dieser Grenzgänger, materiellem Leid geschuldet, war zugleich symptomatischer Zustand sowie abenteuerliche Lockung, wie die damals enorme Popularität der Bücher von Jack London, B. Traven sowie der Filme von Charlie Chaplin bekundet. Wer nur seinen Füßen vertraute, galt als melancholischer Verlierer und rebellischer Kämpfer zugleich

Mod.: Horst Widmer hat die vergangenen zweieinhalb Monate in Bukarest verbracht und sich die Stadt ergangen und erfahren. Gleich vorweg: so richtig zum Flanieren scheint sie sich nicht anzubieten …..

DIGAS: BT Stadterkundung mit einem Obdachlosen in Bukarest / Widmer neu     12.10

Mod.: Skateboarden auf den Wolken – auch eine schöne Form der Fortbewegung! Horst Widmer war mit Radu in Bukarest unterwegs. Nach sorgfältiger Überlegung, die ganze Situation durchdacht, stehe ich mit dem Rücken zur Wand. Gehen ist besser als wegrennen, und kriechen ist gar nicht gut ….“ Phosphorescent mit „Walkin“

MUSIK: Walkin‘ / Phosphorescent​​​​​​​​3.45 (puffern)

Mod.: Walkin’ – Phosphorescent alias Matthew Houck war das, mit schönen Grüßen aus Nashville, wo der auch 1980 geborene Singer-Songwriter jetzt lebt. Diagonal zum Thema Herumstreifen heute, da springen wir wieder zurück Richtung Europa, nächstes Ziel: Irland. Der Stadtspaziergang – ein Klassiker in der klassischen Moderne der Literatur. Gehen wir doch kurz mit James Joyce „Ulysses“ durch Dublin …

Zitat Ulysses

Mod.: Leopold Bloom durchstreift Dublin. In unseren Stadtportraits haben wir bis heute unzählige Architekturspaziergänge unternommen und sie Ihnen zu Ohr gebracht, versucht, das Gesehene in Hörbares zu übersetzen. Eine sehr umweltschonende Art des Reisensmit dem Ohr am Radio, Reisen im Kopf, eine sehr bequeme noch dazu. Mit Michael Schrott geht es jetzt nach Afrika, Eritrea, auch wenn es Anfangs noch nach einem anderen Land klingt – Augen zu und weg!!

DIGAS: Architekturspaziergang Asmara / Schrott 2008 – 14.52

MUSIK: Walk / Ludovico Einaudi​​​​

Mod.: drüber: Ludovico Einaudi thematisiert den Faktor Zeit beim gehen in seinem minimalisten Stück „Walk“

MUSIK hoch​​​​​​​3.27 (puffern)

Mod.: Das Naheliegende zum Thema gehen hatten wir bisher noch ausgespart: wir waren noch nicht in den Alpen. Der Umweg dahin führt uns heute über New York. Da lebt der Journalist Sam Apple, der sich kaum Aufregenderes vorstellen kann, als über seinen Freund, den österreichischen Wanderschäfer Hans Breuer, zu schreiben. Rosa Lyon erzählte er bei einem Besuch, dass er von nun an Bescheid wüsste: Das süße, kitschige Leben eines Wanderschäfers sei nämlich eine Wunschprojektion des Flachländers…..

DIGAS: Wanderschäfer / Lyon​​​​​​7.32

Mod.: Rosa Lyon war mit Sam Apple in Gedanken unterwegs mit dem Wanderschäfer Hans Breuer. Eine Reportage, aus der Diagonal Sendung über die Alpen am 26. Juli 2008. Eine Diagonal Sendung zum Thema gehen, wandern, philosophieren heute mit aktuellen Beiträgen und Preziosen aus dem Archiv.

MK: Zitat: Vokabularium

Mod.: irgendwann drüber: Dem Thema in seinen mannigfachen Aspekten haben wir nämlich schon die eine oder andere Sendung gewidmet … zusammengestellt hat dieses noch viel umfangreichere Vokabularium der schweizer Buchschreiber und Profigeher auf den schönsten Routen der Welt, Aurel Schmidt

Mod.: Die Musik kann auch gehen: andante ist eine der häufigsten Anweisungen, die KomponistInnen ihren Werken voranstellen: eine kleine Tour durch die Musikgeschichte von Erik Werba aus einem Diagonal vom Juni 1980

DIGAS: Andante in der Musik/Werba​​​​​​​5.37

Mod.: „Schritt für Schritt zurück zu mir;Pilgern erdet und himmelt; „Reise in die Freiheit“; „Wie ich vom Weg abkam, um nicht auf der Strecke zu bleiben – die Titel der jüngsten Bucherscheinungen zum Pilgern, verraten, worum es zeitgenössischen Pilgerndengeht – weniger darum, dem Jakob oder Franziskus der berühmten Pilgerwege zu huldigen, gegangen wird, um für sich selbst Klarheit zu finden, Einsicht, den Weg aus der Verirrung zurück zum Ich. Warum der österreichische Schrifststeller Bodo Hell früher regelmäßig jedes Frühjahr nach Kärnten gepilgert ist, ist nicht überliefert, im Jahr 1980 hat er daraus auf jeden Fall eine Reportage für Diagonal gemacht. Und zwar über den traditionellen Vierbergelauf, der weder ein Lauf noch eine Wallfahrt ist, sondern eine Wanderung, die Schlag Mitternacht beginnt. Auch für den Vierbergelauf des Jahres 2022 war man deshalb aufgefordert zum Regenschutz und guten Schuhwerk eine Taschenlampe dabei zu haben und einen Sack Zuckerl, zum Verteilen an die Kinder am Wegesrand. Doch zurück zu Bodo Hell, am Dreinagel-Freitag (also zwei Wochen nach dem Karfreitag) war er 1980 wieder einmal dabei:

DIGAS: Vierbergelauf Kärnten/Wallfahrt mit Bodo Hell 1980​​​7.51

Mod.: Bodo Hell beim Vierbergelauf. Ein Ausschnitt aus einer Reportage aus dem Sommer 1980. Zurück in den Sommer 2022. Die verschiedenen Tönungen des Katalanischen kommen uns jetzt gleich zu Ohren. Die drei Musikerinnen des Marala Trio kommen aus Barcelona, Mallorca und Valencia und präsentieren auf dem heurigen Glatt&Verkehrt Festival in der Wachau ein Konzert, bei dem Musikerinnen und Zuhörer im Raum herumwandern können.Ein im Zentrum des Raumes platziertes Kunstkopf-Mikrophon ermöglicht Klangerlebnisse im 3D-Sound und transportiert die Musik live über Kopfhörer in die Ohren des Publikums…..Música a cau dorella

MUSIK: Música a cau dorella / Marala Trio: Kunstkopf-Konzert Sa 30  07  2022 Gozzoburg

Mod.: Música a cau dorella, Musik via Kopfhörer ins Ohr geflüstert, kam da von dem Marala Trio aus Spanien. Am 30. Juli zu erleben beim Festival Glatt und Verkehrt auf der Gozzoburg bei Krems in der Wachau.

Und damit kommen wir in die Schlußrunde: wenn man im Film gehende Menschen sieht, dann will man das Gehen auch hören. Teresa Schwind war bei der Sounddesignerin Lenja Gathmann und hat sich unter anderem angehört, wie Cowboys so klingen…..

DIGAS: Schritte im Film / Schwind​​​​​​​​​5.20

Mod.: In unserem Geräuscharchiv gibt es auch Schritte aller Art …..man braucht sie immer etwas markanter als im richtigen Leben, um wirklich wahrgenommen zu werden – ein bisschen übertreiben schadet nicht. Fehlen nur noch die letzten Meter dieses Hörausfluges zum Thema „Gehen, wandern, philosophieren“. Alle nützlichen Hinweise finden Sie, wie immer auf unserer Seite im Netz: oe1.orf.at/diagonal. Zum Schluß soll noch einer zu Wort kommen, der ohne das tägliche Herumstreifen nicht auskommt, Peter Handke. In „Das Gewicht der Welt“ schreibt er über sein Ziel:

MK: …..So lange gehen, bis ich aus mir heraus bin…….

Sign.:

Mod.: Studiotechnik: Otmar Bergsmann und Harald Landgraf. Gesprochen haben: Roman Aichinger, Florentin Groll, Esther Hollosi, Michael Köppel, Georg Nenning und Ursula Scheidle. Mit Beiträgen von: Nicole Dietrich, Bodo Hell, Wolfgang Kos, Rosa Lyon, Volkmar Parschalk, Michael Schrott, Teresa Schwind, Erik Werba und Horst Widmer.

Regie: Anna Soucek, Redaktion und Moderation: Ines Mitterer