Drei Blöcke, jeweils 100 Minuten, mit spezifischen Themenfoci und jeweils zwei Impulsen von separat geladenen Teilnehmer:innen:
Hans Ulrich Reck (Kulturtheoretiker, Philosoph),
Raffaela Lackner (Leiterin des Architektur Haus Kärnten), Valerie Messini (Architektin und Kuratorin),
Volker Giencke (Architekt),
Wilfried Achinger (Steinhaus Günther Domenig Privatstiftung)
Doris Lippitsch (Architektin, Chefredakteurin QUER Magazin)
Mit namhaften, sowie jungen Stimmen aus Architektur, Theorie und Kunst, haben wir gemeinsam die historische und aktuelle Bedeutung des Werks von Günther Domenig befragt und in Zusammenhang gebracht mit zeitgenössischen Problemstellungen bezüglich Nachnutzung von Architektur, ökologischem Umgang mit Landflächen und der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung von Architektur im 21. Jahrhundert.
Im Sommer 2022 widmet sich ein umfangreiches Forschungs- und Ausstellungsprojekt an vier verschiedenen Orten in Kärnten dem aussergewöhnlichen Werk des Architekten Günther Domenig (1934-2012) und unterzieht seine ikonischen Bauwerke einer Revision.
Kleine Stadt, großer Geist – zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven
mit Christian Scheib und Peter Waldenberger
Im Jahr 1989 feierte Bonn seinen 2000. Geburtstag. Die Stadt erinnerte damit an die Errichtung eines ersten befestigten römischen Lagers am Rhein. Ein Jahr später verlor die 300.000 Einwohnerinnen zählende Stadt ihren Status als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland an Berlin. „In Bonn kommt das Gute stets von oben“ lautet ein neckischer Stadtspruch.
Doch das kleine Bonn hat sich wortwörtlich „behauptet“. Hier sitzen nicht nur viele Bundesbehörden und Ministerien, die UNO und börsennotierte Konzerne wie die Deutsche Post. Auch großdimensionierte und kostspielige Museen, Opern- und Festspielhäuser sind der Stadt aus der Zeit als Regierungssitz geblieben, so wie ein zarter Hauch von Weltgewandtheit.
Eine Sendung von Ines Mitterer, Ulla Ebner und Peter Waldenberger
In den letzten Monaten ist die Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas wieder in den Nachrichten. Bewusst gelegte Brände bedrohen die grüne Lunge dieser Erde und die zumeist indigene Bevölkerung, die dort lebt. Der amtierende Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro selbst ermutigt zu Brandrodungen, um Flächen für die Wirtschaft zu gewinnen. Wenn der Amazonas der Körper ist, von dessen Gesundheit weltweit viel abhängt, dann ist Manaus jener Ort, an dem man diesem Körper den Puls messen kann. Nach wie vor ist die Stadt nur über Wasser oder Luft zu erreichen. Knapp mehr als zwei Millionen Einwohner, unwirtliches Klima, viel zu heiß, viel zu feucht, zieht Manaus nicht unbedingt Scharen von Menschen an – weder Touristen noch Migranten.
Schönheit, Licht, Atmosphäre – das sind die Kräfte, die, geht es nach dem Schweizer Peter Zumthor, in jedem Gebäude wirken sollen. Aber, was ist schön? Was wirkt zeitlos, was bringt Atmosphäre? Um das herauszufinden, nimmt sich Peter Zumthor Zeit, viel Zeit für jedes einzelne seiner Projekte. Liest Gedichte, hört Musik, vertieft sich in die Vergangenheit. Die Entdeckung der Langsamkeit gibt seinen Häusern diesen entschleunigten Habitus, dieses entspannt Sakrale.
Bei dem Tempo gibt es nicht viele Gebäude, die Peter Zumthors Handschrift tragen: nämlich Reduktion im besten Sinn. Der Pritzker-Preisträger, gelernte Tischler, studierte Designer und Architekt in Basel und New York, Denkmalschützer und Jazzmusiker mit der Ausstrahlung eines Zenmönchs behelligt uns nicht mit der Komplexität der Welt, er verwandelt sie in scheinbar schlichte Gebäude. Man spürt sie, die kulturelle Dichte, man muss sie nicht sehen. Das Kunsthaus Bregenz, ein einfacher Glaskubus, der sich im Licht verändert und mit der Umgebung korrespondiert, die Therme im Schweizer Vals, die Zumthor mit 60.000 dunklen Quarzitplatten ausgelegt hat oder das Kolumba Museum hinter dem Kölner Dom mit seinen durchbrochenen Mauerwerkfassaden sind Pilgerzentren für Kunsttouristen. Ihr Erfinder propagiert Langlebigkeit und Wohlüberlegtheit in rasanten Zeiten.
mit Johann Kneihs und Thomas Mießgang
Plötzlich wollen alle hin. Jahrzehntelang gab die kubanische Hauptstadt das Bild der verfallenden Schönen, unverdorben vom kapitalistischen Weltgeschehen, arm aber stolz, kultiviert und ach so musikalisch! Jetzt, nach ersten Schritten zur Lockerung des US-amerikanischen Handelsembargos, das die Insel seit Jahrzehnten im Schwitzkasten gehalten hat und der Möglichkeit für die Habaneros, eigene kleine Restaurants oder Läden zu eröffnen und damit an „richtiges“ Geld heranzukommen – jetzt bewegt sich langsam etwas unter der Staubdecke der immerwährenden Revolution. Ausländische Investor/innen stellen sich an, um die Segnungen der Zivilisation in Form von Hotelanlagen, Golfplätzen und Ferienressorts in die einstige „Perle der Karibik“ zu bringen. Viele Kubaner/innen dagegen hoffen auf wirtschaftlichen UND politischen Wandel. Denn nach wie vor sind Meinungsfreiheit und Menschenrechte ein heikles Thema, das öffentlich nur sehr zaghaft diskutiert wird. Trotzdem: Man riecht karibische Frühlingsluft in der kubanischen Hauptstadt, die Millionen Touristen bisher so geschätzt haben, weil sie eben mit keiner anderen Großstadt der Welt vergleichbar war: keine Logos, keine internationalen Ketten, dafür Schlitten aus einer Zeit, in der Automobile noch Charakter hatten. Koloniale Pracht und städtebaulicher Notstand Tür an Tür. Kommen jetzt zeitgenössische Glas-Beton-Wolkenkratzer dazu? Wohin entwickelt sich Havanna? Die Momentaufnahme einer Stadt am Beginn einer neuen Ära.
Viele Farben Weiß sieht der Keramikkünstler und Autor Edmund de Waal, wenn er sich weißes Porzellan anschaut. Seine eigenen Stücke oder antike, egal. Der Autor von „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ hat ein neues Buch geschrieben. Es heißt „The White Road“ und beschreibt den Weg der Porzellanproduktion über die Jahrhunderte. Weiß spielt darin eine zentrale Rolle. Der Clou: Weiß kitzelt das Auge nur, befriedigt es nicht, ist eine Handlungsaufforderung, eine Projektionsfläche, verweist auf eine andere, lichtere Welt, macht auch Angst. Das weiße Blatt Papier, die weiße Leinwand, der „white cube“ in der Kunst. Weiß verspricht Neutralität und Funktionalität – es ist die Lieblingsfarbe der Moderne.
Schwarz hingegen gehört den Romantikern und Existentialisten, vom Schauerroman des 19. Jahrhunderts bis zum poetischen Realismus des Film noir. Schwarz und Weiß, die Antagonisten werden im Glücksfall zu Partnern, wenn es um Erkenntnisse geht, wenn man den Tag von der Nacht zu unterscheiden lernt und das schwarz auf weiß niederschreiben kann. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich in Schwarz-Weiß-Denken einzementiert. Im heutigen Europa der schwindenden Gewissheiten scheint diese Entweder-oder-Haltung die Gesellschaft zu spalten: in pro und contra EU, Flüchtlinge, Griechenlandhilfe, … Ist die Farbe Grau etwa doch unterbewertet?
Die Italiener haben es doch geschafft! „Wenn es eng sind, sind wir am besten“, sagt uns ein Passant in der Modegasse Via della Spiga. „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ lautet das brisante und eigentlich brandaktuelle Thema der EXPO. Weltweit sterben jährlich 9 Millionen Menschen an Unterernährung, Riesenkonzerne entziehen kleinen Bauern die Lebensgrundlage und bringen durch Monokulturen oder Rodungen das ökologische Gleichgewicht ins Wanken. Von all diesen Problemen aber wird das Publikum der EXPO nur wenig berührt. Trotz symbolhafter Bauten von Stararchitekten wie Daniel Libeskind oder Norman Foster bleibt das eigentliche Thema im Hintergrund. Die meisten der 145 teilnehmenden Länder nutzen die 6-monatige Veranstaltung als Leistungsschau und Produktwerbung. Nur wenige Beiträge suchen Antworten auf die Frage, wie die Menschheit in Zukunft vernünftig ernährt werden kann. Viel Spott erntete die Weltausstellung nicht nur wegen der vielen Sponsoren-Pavillons von Fastfoodketten und Süßwarenherstellern. Auch die Schmiergeldaffaire bei der Vergabe von Bauaufträgen, die die Verhaftung von sechs EXPO-Managern zur Folge hatte, wirft kein gutes Licht auf die Weltausstellung, die die italienische Regierung mit 1,3 Milliarden Euro finanziert.
Zum Für und Wider von Weltausstellungen im Allgemeinen und dieser im Besonderen nehmen unter anderem die Masterminds dieser EXPO Stellung, die ihr ursprüngliches Konzept kaum wieder erkannten: der charismatische Slow Food Gründer Carlo Petrini, den die Italiener immer wieder gerne als Staatspräsident sehen würden, der schweizer Stararchitekten Jaques Herzog von Herzog & de Meuron und der Mailänder Stefano Boeri, gerade für sein jüngstes Bauprojekt, den „grünen“ Wolkenkratzer „Bosco Verticale“ unter 800 Konkurrenten mit dem internationalen Hochhauspreis ausgezeichnet. Sie alle sind der Meinung, dass der österreichische Beitrag auf der EXPO, der mit einem echten Wald gute Luft als Nahrunsmittel zur Verfügung stellt, einer der wenigen ernstzunehmenden ist.
Die Italiener haben es doch geschafft! „Wenn es eng sind, sind wir am besten“, sagt uns ein Passant in der Modegasse Via della Spiga. „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ lautet das brisante und eigentlich brandaktuelle Thema der EXPO. Weltweit sterben jährlich 9 Millionen Menschen an Unterernährung, Riesenkonzerne entziehen kleinen Bauern die Lebensgrundlage und bringen durch Monokulturen oder Rodungen das ökologische Gleichgewicht ins Wanken. Von all diesen Problemen aber wird das Publikum der EXPO nur wenig berührt. Trotz symbolhafter Bauten von Stararchitekten wie Daniel Libeskind oder Norman Foster bleibt das eigentliche Thema im Hintergrund. Die meisten der 145 teilnehmenden Länder nutzen die 6-monatige Veranstaltung als Leistungsschau und Produktwerbung. Nur wenige Beiträge suchen Antworten auf die Frage, wie die Menschheit in Zukunft vernünftig ernährt werden kann. Viel Spott erntete die Weltausstellung nicht nur wegen der vielen Sponsoren-Pavillons von Fastfoodketten und Süßwarenherstellern. Auch die Schmiergeldaffaire bei der Vergabe von Bauaufträgen, die die Verhaftung von sechs EXPO-Managern zur Folge hatte, wirft kein gutes Licht auf die Weltausstellung, die die italienische Regierung mit 1,3 Milliarden Euro finanziert.
Zum Für und Wider von Weltausstellungen im Allgemeinen und dieser im Besonderen nehmen unter anderem die Masterminds dieser EXPO Stellung, die ihr ursprüngliches Konzept kaum wieder erkannten: der charismatische Slow Food Gründer Carlo Petrini, den die Italiener immer wieder gerne als Staatspräsident sehen würden, der schweizer Stararchitekten Jaques Herzog von Herzog & de Meuron und der Mailänder Stefano Boeri, gerade für sein jüngstes Bauprojekt, den „grünen“ Wolkenkratzer „Bosco Verticale“ unter 800 Konkurrenten mit dem internationalen Hochhauspreis ausgezeichnet. Sie alle sind der Meinung, dass der österreichische Beitrag auf der EXPO, der mit einem echten Wald gute Luft als Nahrunsmittel zur Verfügung stellt, einer der wenigen ernstzunehmenden ist.