Im Reich der Striche und Schatten. Zur Person William Kentridge.

William Kentridge, Jahrgang 1955, ist der bekannteste Künstler Südafrikas. Aber Schublade kann aus dieser Zuschreibung keine werden, denn Kentridges Engagement ist schlicht universell. Er übt sich in den verschiedensten Genres von Zeichnung, Animationsfilm, Performance, Theater bis Oper und setzt sich mit überzeitlichen, menschlichen, allzu menschlichen Themen auseinander: Zeit, Gewalt, Scham, oder wie wir ständig dabei sind, aus allem Sinn machen zu wollen: Spuren im Sand, Wolken am Himmel.

Das macht den Spross einer jüdisch-litauischen Familie, die nach Südafrika emigriert war, zum genussfreudigen Melancholiker und „vorsichtigen Pessimisten“. Seine Animationsfilme sind gezeichnet, Kohlestift auf Papier, und immer schwarz weiß. Der Radiergummi, der auslöscht, ist dabei gleich wichtig wie der Stift, der Dinge entstehen lässt. Menschen auf der Wanderschaft. Flucht? Vertreibung? Totentanz?

Trotz ihrer Schlichtheit fällt man schnell hinein in diese Welt. Präsent in den wichtigsten Museen, vertreten auf Kunstweltschauen wie der Documenta oder bei Festivals wie den Salzburger Festspielen in diesem Sommer, ist William Kentridge der Antikunst Dada verpflichtet und schätzt das schöne Scheitern. Denn hätte er es als Maler, Schauspieler, Filmemacher und Dirigent geschafft, wäre er heute nicht der Universalkünstler, der er ist …