HERstory. Die andere Geschichte der letzten 500 Jahre

Geschichte ist männlich. Ein Glück, wenn man auf Millionen Seiten (!) der Geschichtsschreibung auch Frauennamen findet – abgesehen von den paar Herrscherinnen, die herrschen durften, weil es keine männliche Alternative gab. Seltsam, waren doch schon immer an die 50% der Menschheit weiblich. Kann es sein, dass sie nichts beigetragen haben zu Wissenschaft, Kunst, Literatur, Gesellschaft, Politik, diese Frauen?

Die Wahrheit ist freilich eine andere: man muss nur die weiblichen Spuren freilegen. Erst vor nicht langer Zeit hat man damit begonnen, jetzt ist es sogar eine Art Trend: Ausstellungen und Bucherscheinungen widmen sich den Errungenschaften des „anderen Geschlechts“. Diagonal widmet sich mit diesem ersten Teil einer losen Reihe den „Alternative Truths“ – jene nämlich, die da sind, aber nicht gesehen werden.

Denn, gegen den Strich interpretierte Fakten können ein völlig neues Bild der Welt ergeben. Warum also nicht die Perspektive wechseln? Diagonal betrachtet die Neuzeit aus weiblicher Perspektive. Mit einem aus Fakten destillierbaren Blick, der abweicht, erweitert, sich von Tradiertem unterscheidet. Es lohnt etwa ein Fokus auf die umsturzgetriebenen Jahrzehnte zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert, zwischen Feudalismus und aufkeimendem Bürgertum, zwischen Barock und Klassik, Aufklärung und Revolution, zwischen den zu Lebzeiten berühmten Malerinnen Artemisia Gentileschi und Marie Louise Élisabeth Vigée-Lebrun, den Wissenschafterinnen Emilie du Chatelet und Margaret Cavendish, den Komponistinnen von Maddalena Casulana Mezari über Barbara Strozzi zu Lili Boulanger und einigen Frauen mehr – alternative Wahrheiten, die wir schleunigst in unser konventionelles Geschichtsbild einbauen sollten.