Georgia O’Keeffe – Die Knochensammlerin

Georgia O’Keeffes Galerist und späterer Ehemann, der „Vater der künstlerischen Fotografie“ Alfred Stieglitz wußte schon bei ihrer ersten Ausstellung 1916 nicht nur ihr Potential richtig einzuschätzen, er setzte die junge, eigenwillige Künstlerin auch gleich ins rechte Licht: Zuerst gleich einmal als Aktmodell für seine Fotografien.
Von ihm allerdings, dem Fotografen und Vertreter der avancierten New Yorker Kunstsociety schaute sich O’Keeffe dann wiederum gleich die Technik des Heranzoomens der Motive ab. Stieglitz, der als Galerist, die europäische Avantgarde in New York bekannt machte, sah in Georgia O‘ Keeffe – frisch nach Freud, der 1909 in New York die Psychoanalse vorgestellt hatte – nicht nur den Inbegriff von weiblicher Kunst – sondern auch von authentischer, moderner, amerikanischer Kunst. Schließlich galt es zu Beginn des 20. Jahrhunderts der wirtschaftlich und politisch aufstrebenden Nation auch einen eigenen kulturellen Ausdruck zu verleihen, dachte Stieglitz und seine Frau malte. Was SIE wollte.
Schon früh entfloh sie jeden Sommer nach New Mexico, allein. In ihr Paradies – eine karge, harte Landschaft, aus der sie von ihren Spaziergängen zum Malen nicht Blumen, sondern gebleichte Skelette nach Hause brachte. In New Mexico, nahe Santa Fe, einer Wildwest Bilderbuchlandschaft, die bis heute jenseits des Highways und der paar Tankstellen gleich ausschaut wie zur Zeit der Dinosaurier, die hier zu Hauf gefunden wurden, malte sie ihre abstrakten Landschaften und wurde so wirklich zu einer authentischen amerikanischen Malerin, die viel Einfluß auf kommende Generationen hatte; auf abstrakte Maler, feministische Künstlerinnen, die O’Keeffes Selbstständigkeit als Frau feierten bis zu James Turrell, dem Lichtmaler.
Bei einem Besuch der Gegend, in der sie sich nach dem Tod von Alfred Stieglitz für immer niederließ, versteht man die Weite, nach der sie in der Malerei gesucht hat, die Einfachheit, die Essenz der Dinge, ihre karge Schönheit. Man ist schnell verführt, von dem Licht, der Landschaft und O’Keeffes Bildern. Zu sehen in ihrem Museum in Santa Fe und von 7. Dezember bis Ende März im Bank Austria Kunstforum in Wien – „Weiße Blüte Nr. 1“ inklusive!