Schwarz und Weiß und nichts dazwischen

Viele Farben Weiß sieht der Keramikkünstler und Autor Edmund de Waal, wenn er sich weißes Porzellan anschaut. Seine eigenen Stücke oder antike, egal. Der Autor von „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ hat ein neues Buch geschrieben. Es heißt „The White Road“ und beschreibt den Weg der Porzellanproduktion über die Jahrhunderte. Weiß spielt darin eine zentrale Rolle. Der Clou: Weiß kitzelt das Auge nur, befriedigt es nicht, ist eine Handlungsaufforderung, eine Projektionsfläche, verweist auf eine andere, lichtere Welt, macht auch Angst. Das weiße Blatt Papier, die weiße Leinwand, der „white cube“ in der Kunst. Weiß verspricht Neutralität und Funktionalität – es ist die Lieblingsfarbe der Moderne.
Schwarz hingegen gehört den Romantikern und Existentialisten, vom Schauerroman des 19. Jahrhunderts bis zum poetischen Realismus des Film noir. Schwarz und Weiß, die Antagonisten werden im Glücksfall zu Partnern, wenn es um Erkenntnisse geht, wenn man den Tag von der Nacht zu unterscheiden lernt und das schwarz auf weiß niederschreiben kann. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich in Schwarz-Weiß-Denken einzementiert. Im heutigen Europa der schwindenden Gewissheiten scheint diese Entweder-oder-Haltung die Gesellschaft zu spalten: in pro und contra EU, Flüchtlinge, Griechenlandhilfe, … Ist die Farbe Grau etwa doch unterbewertet?

Almudena Grandes und die Elefanten

Die Schriftstellerin Almudena Grandes legt mit „Inés un die Freude“ einen Roman vor, der unterhalten und historische Lücken schliessen will. Über die Fähigkeit der Spanier ganze „Elefanten unter den Teppich zu kehren“, wenn ein Ereignis nicht ins gepflegte Geschichtsbild passt und andere Eigenschaften ihrer Mitbürger, erzählt die 54-jährige Madrilenerin mit der rauchigen Stimme darin genauso wie über die große Liebe der Pasionaria, der legendären Kommunistenführerin Dolores Ibárruri. Auch das ein „Elefant“, durfte diese „unbefleckte Jungfrau der Kommunisten“ doch unmöglich in die Tiefen einer banalen Liebesbeziehung hinabgezogen werden. Genau das aber ist Grandes Spezialität: die Geschichte mit dem großen G mit den vielen Geschichten der kleinen Menschen zusammenzubringen.

Dacia Maraini

Die italienische Schriftstellerin Dacia Maraini, bekannt durch ihren Roman „Die stumme Herzogin“ ist eine der führenden Intellektuellen Italiens und kritische Stimme seit den 60er Jahren. Bekennende Feministin und überzeugte Römerin bedauert sie die Überschwemmung Roms durch Touristenströme und sieht doch Licht am Ende des Tunnels, einen frischen Wind, der die ewige Stadt aufmischt. Ein Gespräch anlässlich von Diagonals Stadtportrait Rom.

Rafael Chirbes

Der 1949 in Valencia geborene Rafael Chirbes gehört zu den international erfolgreichen spanischen Autoren. Bekannt wurde er vor allem durch seine intensive Beschäftigung mit der Franco-Diktatur. Er gilt als scharfer Beobachter der spanischen Gesellschaft. In seinem jüngsten Roman „Am Ufer“ erzählt der Romancier über bittere und hässliche Wohlstandsmärchen vor dem Hintergrund der spanischen Finanz- und Wirtschaftskrise.

Rafael Chirbes, der Schriftsteller, 65 Jahre alt, ist eine Art „Gewissen der Nation“. Er beobachtet akribisch das, was andere nicht sehen wollen: häßliche Gefühle, historische Fehlentscheidungen, kaputte Landschaften. Die Lektüre seiner bravourös geschriebenen Romane, deren Vielstimmigkeit immer ein umfassendes Bild der Gesellschaft liefert, ist nicht unbedingt vergnüglich, aber doch erkenntnisfördernd und bewußtseinserweiternd. Schon in dem Roman „Der lange Marsch“, den der studierte Historiker Chirbes, Ende der 90er Jahre geschrieben hat, zeigt er die unangenehme Zerrissenheit Spaniens während der Franco Diktatur auf: leidenschaftliche Faschisten, Mitläufer, Kommunisten, Anarchisten – spinnefeind und doch zum Zusammenleben gezwungen. Am menschlichen Erbe des spanischen Bürgerkrieges und des Franco Regimes arbeiten sich die Spanier noch heute ab – oder wollen es um jeden Preis vermeiden. Rafael Chirbes, versucht blinde Flecken ins Bewußtsein zu schreiben. In seinem Roman „Am Ufer“ bekommen dabei nicht nur die Spanier ihr Fett ab. Bei einem Spaziergang durch Valencia erzählt der Autor von seiner Sicht der Dinge.

Peter Matić

Peter Matić . Über die Stimme

Lange Zeit ist er wohl früh schlafen gegangen, der Schauspieler Peter Matic. Schließlich brauchte er Kraft für dieses Monsterprojekt. Marcel Prousts gesamte 7-bändige Romanserie „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ vom berühmten ersten Satz mit dem frühen Zubettgehen bis zum letzten, für eine Hörbuchfassung einzusprechen: 17 CDs, insgesamt 9380 Minuten. Acht Jahre lang hat Matic immer wieder viele Stunden damit verbracht, Proust seine Stimme zu leihen. Als vielfach ausgezeichneter Schauspieler aber auch als „bester Sprecher unter den Schauspielern des deutschsprachigen Raums“. Für dieses Können erhielt der Burgschauspieler 2001 den Albin-Skoda-Ring.

Natürlich, in der Regel sieht man Peter Matic auch, wenn man seine Stimme hört: früher am Berliner Schillertheater als „Alpenkönig“ oder in den „Zofen“, heute am Burgtheater, aber auch in Film oder Fernsehen von „Hofrat Geiger“ über „Tatort“ bis „Kommissar Rex“. Peter Matic ist der Mann für das „elegante Fach“, spielt Herren mit Manieren, einer gewissen Noblesse, den Gentleman.

Oft aber spielt wirklich seine Stimme die Hauptrolle. In den Hörbüchern, den Hörspielen, als Sprecher in Radiosendungen und Fernsehdokumentationen. Und nicht zu vergessen: in den Filmsynchronisierungen. Peter Matic ist einfach auch Sir Ben Kingsley auf Deutsch. Er synchronisiert den britischen Schauspieler seit dem vielfach Oscar-gekrönten Film „Gandhi“ so charakteristisch, dass man sich Gandhi ohne seine Stimme kaum vorstellen kann. Ben Kingsley sowieso nicht. Gäbe es einen Oscar für „the voice“, Peter Matic wäre immer wieder aussichtsreichster Kandidat dafür.

Schreiben für die Freiheit

Gioconda Belli im Gespräch

Ulrike Lunacek (Obfrau der Frauensolidarität, EU- Abgeordnete) und Ines Mitterer (ORF) sprechen mit der Autorin Gioconda Belli über politisches Engagement, literarisches Schaffen und Selbstbestimmung in Nicaragua.

C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik Sensengasse 3, 1090 Wien

Das Gespräch findet auf Spanisch statt und wird simultan gedolmetscht.

Fernando Botero

Er ist der berühmteste Künstler Lateinamerikas und wohl auch der teuerste: Fernando Botero. Der 1932 im kolumbianischen Medellin geborene Maler und Bildhauer wurde vor allem für seine unverwechselbaren dicken Menschendarstellungen berühmt. Derzeit gibt das Kunstforum in Wien zum ersten Mal in Österreich einen tieferen Einblick in sein umfangreiches Werk.

Mario Vargas Llosa

Der peruanische Literaturnobelpreisträger 2010, Mario Vargas Llosa, ist zur Gratis-Buch-Aktion Eine Stadt, ein Buch nach Wien gekommen. Hier verteilt er nicht nur seinen Roman Der Geschichtenerzähler gratis an die Leser, er sucht in der Schule auch den Kontakt mit dem jungen Publikum.